Die Rückgewinnung von Schlamm und Feinsand bereitet vielen Anwendern in der Sand- und Kiesindustrie
Kopfzerbrechen. Wie entschlamme ich am einfachsten den Baggersee, um genügend Frischwasser zu erhalten und der Renaturierung Rechnung zu tragen? Wie gewinne ich verlorenen Feinsand und lässt sich dieser noch verkaufen? Lassen sich womöglich die Probleme zusammen lösen? – Antworten bietet eine Lösung namens HSR.
Die Habermann Lohnbagger GmbH hat sich aufgrund zahlreicher Gespräche und Anfragen in den vergangenen Jahren
genau dieser Probleme angenommen und den kompakten, flexiblen „Habermann Sand Reclaimer“ (HSR) zu neuem Leben erweckt. Das Pilotprojekt bei einem mittelständischen Transportbetonwerk an der Weser zeigte bereits nach wenigen Einsatzstunden den Erfolg des neuen Konzepts. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren beim Einsatz des eigenen Saugbaggers erhebliche Feinsandverluste (< 2 mm) hinnehmen müssen. In einem ca. 3 ha großen See hatte sich in einer Tiefe von bis zu 10 m eine Menge von rd. 250.000 t angesammelt, die nach allen bisherigen Überlegungen nicht rentabel zurückgewonnen werden konnte. Darüber hinaus war der Ausgleich des Seewasserstandes der beiden voneinander getrennten Gewinnungsstätten dauerhaft gefährdet, da die Einspülstelle des Schöpfrads den Zulauf von Frischwasser mit eben jenem Feinsand und Schlamm zugeschwemmt hatte und dadurch die Ausgleichspumpe keine ausreichende Wasserzufuhr mehr hatte.
Habermann-Geschäftsführer Thomas Kuhn betreut seit mehr als 30 Jahren die Habermann Saugbagger. Er berichtet
über den Start des Projekts: „Nachdem wir die Situation mit dem Kunden vor Ort eingehend besprochen hatten, war uns klar, dass die passende Maschine für diese Rückgewinnung unser kleiner, kompakter HSR ist, der weder den laufenden Betrieb des Saugbaggers stört noch das vorhandene Personal in größerem Umfang bindet.“
Der Aufbau des schwimmenden HSR entspricht seinen großen Saugbagger-Brüdern aus der Sand- und Kiesgewinnung:
Hauptpumpe, Jetpumpe, Saugrohrwinde sowie drei Verholwinden sind genauso an Bord wie eine clevere Saugrohrautomatik. Das Herzstück des HSR ist die Pumpe HPK 100/400, eine mit Polyurethan ausgekleidete, langsam laufende horizontale Pumpe, die mit ca. 150 m3/h Gemischmenge problemlos den Verschleiß und die lange Förderentfernung meistert. Eine 5,7 kW starke Jet-Tauchpumpe erzeugt an beiden Düsen im Saugkopf einen Druck von ca. 3 bar, vollkommen ausreichend für diese Anwendung. Der Saugkorb in vorderster Front verhindert Verstopfung der Pumpe in den drei Laufradkanälen durch Verunreinigungen wie Holzstücke > 50 mm. Das komplette Equipment inklusive schwimmender Rohrleitung und Energiekabel findet auf drei Lkw Platz. Der Zeitaufwand für die Montage beträgt maximal zwei Tage.
„Seit der erfolgreichen Inbetriebnahme im Mai dieses Jahres spült unser HSR 25 bis 35 t/h Sande durch die 125 mm (ID) schwimmende Druckleitung. Die aktuelle Länge der Förderleitung beträgt 200 m plus 3 m geodätische Höhe bei 22 kW Energieleistung, ist demnach mit dem verbauten 35-kW-Motor problemlos verlängerbar auf bis zu 700 m Entfernung abhängig von der Materialzusammensetzung“, erläutert Kuhn.
Das Prinzip des HSR ist damit so simpel wie wirkungsvoll. „In vielen Sand- und Kieswerken werden die Feinsande noch
als Abfallprodukt gesehen und liegen gelassen. Unser Projekt hat gezeigt, dass ein Umdenken ratsam ist, denn neben den genannten Vorteilen der Frischwasserversorgung und der Rekultivierung können die zurückgewonnenen Materialien auch verkauft werden“, erklärt Ekkehart Fromme, zusammen mit Thomas Kuhn Gründer und Geschäftsführer der Habermann Lohnbagger GmbH, auch die wirtschaftlichen Vorteile der Feinsandrückgewinnung. „Besonders erfreulich für die Kunden ist darüber hinaus, dass sie für den in der Regel zeitlich begrenzten Einsatz nicht in zusätzliche Maschinen investieren müssen. Wir bieten den HSR, wie die großen Saugbagger und jedes andere Zubehör auch, im Rahmen unseres Konzepts der Vermietung von betriebsbereitem Equipment an“, ergänzt Fromme. Dabei ist der Energie- und Personaleinsatz des HSR beim Kunden verhältnismäßig gering, denn die Abläufe sind im Wesentlichen automatisiert. Bei Schichtbeginn wird eine kurze visuelle Sichtung auf dem HSR vorgenommen, die Hauptpumpe wird gefüllt und in Betrieb genommen. Dann übernimmt die perfekt abgestimmte Saugrohrautomatik den weiteren Abbauprozess. Hat der HSR die Zieltiefe erreicht, wird automatisch abgefahren und eine gut sichtbare Rundumleuchte informiert den Betreiber, wenn sein Handeln erforderlich ist. Durch eine Funkfernbedienung kann der HSR nun in wenigen Minuten etwa vom Radlader aus neu positioniert und wieder eingeschaltet werden. Zum Schichtende wird die Maschine über die Fernbedienung außer Betrieb genommen.
Positiv überrascht vom Ergebnis des Pilotprojekts ist auch der Kunde. Alexander Boschmann, Geschäftsführer Transportbetonwerk Minden-Ravensberg, sagt: „Der bei Habermann Lohnbagger gemietete HSR läuft bei uns im normalen Tagesbetrieb nebenher und erfordert nur wenig Personaleinsatz oder anderweitige Betreuung. Dafür hat er bereits nach wenigen Tagen sehr gute Ergebnisse bei der Sandförderung und Frischwasserversorgung des ausgekiesten Sees gezeigt. Das bringt uns bei den Renaturierungsmaßnahmen ein ganzes Stück weiter. Schöner Nebeneffekt ist, dass wir das Material auch noch als Füllsande verkaufen können.“
Eine weitere Herausforderung ist es, den HSR vollständig mannlos und dennoch sicher zu betreiben. Daher bot es sich
an, den langjährigen Partner SPE Dredging Solutions bei der Optimierung des neuen Konzepts mit an Bord zu holen. SPE liefert die Abbaukontrollanlagen für die Habermann-Saugbagger und entwickelte speziell für diese Anwendung ein optionales Erweiterungsmodul, bei dem sich der HSR entlang eines vordefinierten Rasters und Abbaukonzeptes autonom bewegt. Der HSR nutzt dazu eine einfache Abbaukontrollanlage mit GPS-Positionierung, um präzise zu bestimmen, wo sich der Bagger im See befindet und ob das Saugrohr innerhalb der festgelegten Abbaugrenzen operiert. Zudem wird erfasst, ob das Saugrohr auf dem Boden aufliegt. Peter Klemp, Geschäftsführer der SPE Dredging Solutions, erklärt: „Die Überwachung erfolgt per Handy, Tablet oder Laptop, auf dem der Abbauprozess visualisiert und dokumentiert wird. Durch einfaches Klicken oder Ziehen auf der Benutzeroberfläche kann das Abbaukonzept aus der Ferne mühelos angepasst werden. Diese Automatisierung trägt dazu bei, dass der HSR noch kosteneffizienter und sicherer betrieben werden kann.“

RÜCKGEWINNUNG MIT DREI BUCHSTABEN: HSR heißt die Habermann-Lohnbagger-Lösung, die den Testbetrieb, wie hier zu sehen, erfolgreich absolvierte.
